Don Carlo

von Friedrich Schiller bis Giuseppe Verdi
Don Carlo

Giuseppe Verdi war einer der großen Protagonisten der italienischen Unabhängigkeitsbewegung. Dass er Schillers „Don Carlos“ vertont hat, ist sicher kein Zufall. Friedrich Schiller war ein großer Verfechter der Freiheitsbewegungen, vor allem der französischen Revolution von 1789, die für alle Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit forderte. In seinem Schauspiel ist es Marquis von Posa, der die berühmten Sätze spricht:

Marquis: „Sire! 
Jüngst kam ich an von Flandern und Brabant. – 
So viele reiche, blühende Provinzen!
Ein kräftiges, ein großes Volk – und auch
Ein gutes Volk – und Vater dieses Volkes,
Das, dacht‘ ich, das muß göttlich sein! – Da stieß
Ich auf verbrannte menschliche Gebeine –
Sie haben Recht. Sie müssen. Daß Sie können,
Was Sie zu müssen eingesehen, hat mich
Mit schaudernder Bewunderung durchdrungen……..
Alle Könige Europens huldigen dem spanischen Namen.
Gehn Sie Europens Königen voran.
Ein Federzug von dieser Hand, und neu
Erschaffen wird die Erde. Geben Sie
Gedankenfreiheit.“

Die Oper

In der Oper von Verdi wird das Geschehen noch einmal verdichtet. Die Personen sind Akteure und Opfer zugleich. Sie haben die ihnen zugedachten Rollen als König eines Imperiums, in dem die Sonne nie untergeht, als Freiheitskämpfer in einer für sie noch zu frühen Zeit und als Herrscherin, die als Ehefrau vom Sohn zum Vater verschoben wird. Es gibt die aus Eifersucht und verschmähter Liebe intrigante Prinzessin und den Großinquisitor, der seine Macht in einer für ihn zu Ende gehenden Epoche gnadenlos ausnutzt. Am Ende sind sie alle Verlierer. Bei Schiller opfert König Philipp II. seinen Sohn Don Carlos und übergibt ihn der Inquisition. Bei Verdi erscheint der Geist Karls V. und nimmt Don Carlo mit sich. Der dramatische Höhepunkt ist der Beginn des 3. Aktes, wo der König allein die Nacht in seinem Arbeitszimmer verbringt, in tiefem Nachdenken versunken. Je mehr Macht einer hat, desto einsamer ist er.

„Der erquickende Schlaf,
der süsse Schlaf ist für immer von meinen Lidern geflohen!
Ich werde in meinem Königsmantel schlafen,
wenn einst meine letzte Stunde erloschen ist,
dann schlafe ich unter den steinernen Gewölben
der Gruft des Escorial!“

Die Bürde der Herrschaft ist seine Last, die ihn zum Opfer macht. „Der Rest ist Schweigen…“ würde Hamlet sagen.

Ihr singt so sorglos. Wie lange habe ich das nicht getan!

Verdi, Don Carlo

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